Integration, Migration, Kirche

Januar 2008 - Beitrag für den Gemeindebrief der Nicodemus-Gemeinde, München

Die aktuelle Diskussion über gewalttätige junge Migranten, vor allem die absichtliche Verkennung der Wirklichkeit, wenn es um die Konsequenzen geht, stellt die Integration als politisches Ziel in Frage. Und zwar ob sie möglich oder unmöglich ist. Nun ist Integration kein statischer Vorgang, der exakt abgemessen werden kann, sondern vielmehr der ehrliche Einsatz aller Seiten sich anzuerkennen, zu respektieren, sich zu tolerieren, gemeinsam friedlich miteinander zu leben. Integration kann nicht scheitern. Viel mehr sie kann und muss letztlich auch gelingen. Die Rolle der Kirche ist hierbei von besonderer Bedeutung. Kirche ist jene Institution, die in unserem Alltag nachhaltig hineinwirkt und unabhängig davon wie man zur Religion steht unser Leben, wohl auch das miteinander leben, prägt. Schon im Alten Testament ist der Schutz des Fremden eine heilige Pflicht. Die Position der Kirche in der Migrationsarbeit ist für uns richtungsweisend.

Ich arbeite seit mehr als 15 Jahren im Münchner Stadtteil Schwanthaler Höhe, im Westend. Ich leite das Evangelische Migrationszentrum, früher bekannt als Griechisches Haus Westend und mein Alltag ist geprägt von dem ständigen Zusammenbringen von Migranten und Einheimischen. Die hier gewonnene Erfahrung hat mir gezeigt, dass Integration keine leere Floskel ist und dass eine ausgleichende und behutsame Politik ihre Früchte trägt, wenn sie an Hand von Bedürfnissen der Bevölkerung agiert, diese wahrnimmt, sie offen anspricht und positive Ansätze nicht übersieht sondern fördert. Auf engstem Raum leben hier Deutsche und Nicht-Deutsche friedlich und nachbarschaftlich zusammen. 40 % der Bevölkerung im Westend ist nicht deutsch! Man erarbeitet sich seine Möglichkeiten und baut die eigene Zukunft gemeinsam auf einer Basis der Anerkennung und des Respekts auf. Integration ist in diesem Stadtteil tägliche und erlebbare Realität. Und letztlich ist das, was hier uns allen gemeinsam gelungen, auch in anderen Stadtteilen möglich! Das ist mein Wunsch und auch meine Hoffnung! Für die älteren Migranten, die sogenannte Erste Generation und wohl auch für die jüngeren ist München zur Heimat geworden. Dem müssen wir Rechnung tragen unabhängig von der kleinen oder größeren täglichen Problemen und Querelen. Integration ist notwendig und muss gelingen. Dafür arbeiten wir alle und das bleibt unser Wunsch. Garantien für die gemeinsame Zukunft haben wir nicht, es sei denn wir erarbeiten sie uns! Uns verständigen, uns gegenseitig akzeptieren und anerkennen, miteinander gemeinsam in Frieden leben, das ist schon was wir uns wünschen! Wir befinden uns auf dem richtigen Wege. Und das werden wir mit Gottes Hilfe und mit dem unerschütterlichen Vertrauen, dass kein Mensch wegen seiner Herkunft, Religion oder Hautfarbe schlecht ist, ja das werden wir so erreichen!